Soll ich mir einen i5 oder i7 Prozessor für Gaming kaufen?
Die Diskussion über den richtigen Prozessor zum Gamen ist ein nie endender Thread in nahezu jeder Community. Das liegt vor allem daran, weil im Internet Halbwahrheiten und Unwissenheit gang und gäbe sind. Als Resultat werden einzelne CPU’s und sogar gesamte CPU-Familien unter- und überbewertet, sodass schlussendlich nicht mehr die richtigen Informationen gefiltert werden können und man sich im Zweifelsfall stets für den teureren Prozessor entscheidet, da dieser das Vorhaben ja locker stemmen müsste. Deshalb entscheiden sich viele PC-Eigenbauer oft für die teurere Variante und vertrauen darauf, dass nicht overpayed wurde. Die Ernüchterung tritt dann ein, sobald jemand getroffen wird, der sich wirklich mit der Thematik auskennt und man erkennt, dass die ein oder anderen hundert Euro möglicherweise in einem neuen Monitor oder Grafikkarte besser angelegt wären.
Diese Denkweise hat sich in die Köpfe vieler Zocker eingebrannt und wird, mehr oder weniger, vom Hersteller auch ausgenutzt. Wie viele Gamer wissen, was das „k“ am Ende der Prozessorbezeichnung bedeutet? Was genau ist also der Unterschied zwischen dem Intel i5-8600 und dem Intel i5-8600k und was sind die allgemeinen Unterschiede?
In diesem Beitrag möchten wir mit den Mythen rund ums Gamen mit der i5 und i7 Serie aufräumen. Wir erklären alle Basics, gehen auf technische Begriffe ein, stützten dabei unsere Vergleiche mit Grafiken und Tabellen und zeigen, wann ein i5 und ein i7 sinnvoll eingesetzt sind. Als Portal rund um Peripherie und Gaming, vergleichen wir selbstverständlich die Spieleperformance für aktuelle und beliebte Spieletitel.
Prozessor Basics
Wenn über die richtige CPU gesprochen wird, dann gibt es eine Menge zu erläutern, denn das wirklich volle Potenzial eines Prozessors wird erst mit dem perfekten Setup vollkommen ausgenutzt. Logischerweise können nicht nach jeder neuen CPU-Generation das Mainboard, die Grafikkarte und der Arbeitsspeicher erneuert werden – die Kosten würden in die Höhe schießen.
Stattdessen fokussieren wir unser Augenmerk auf das Grundwissen rund um das Zocken und gehen auf bestimmte technische Aspekte, einige Unterschiede und die üblichen „Fremdwörter“ ein.
Ein Überblick zu technischen Daten
Eigenschaften | Intel i5-8600 | Intel i5-8400 | Intel i5-8700k |
---|---|---|---|
Kerne/Threads | 6/6 | 6/6 | 6/12 |
Standard-Takt | 3,1 GHz | 2,8 GHz | 3,2 GHz |
Max. Turbo-Takt | 4,2 GHz | 4,0 GHz | 4,6 GHz |
Architektur | Coffee Lake | Coffee Lake | Coffee Lake |
Preis | ca. 230 Euro | ca. 160 Euro | ca. 340 Euro |
Damit der Prozessor alle eingehenden Daten optimale für Games verarbeiten kann und kein Input-Lag entsteht, sollte mindestens eine Taktrate von 3,0 GHz vorhanden sein. Eine niedrigere Taktung kann unter Umständen die FPS drastisch senken und damit den Spielspaß ungeheuer mindern.
Wie zu sehen ist, besitzen alle drei Prozessoren sechs vollwertige Kerne, die beim i5 mit 3,10 GHz bzw. 2,8 GHz und beim i7 mit 3,20 GHz arbeiten. Der Turbomodus bringt einen etwas größeren Unterschied der Hz-Zahlen mit und vor allem wenn alle Kerne im Turbomodus arbeiten ist ein großer Unterschied zu erkennen.
Wirkt sich dieser Unterschied extrem auf die Performance aus? Nein, für Spieleanwendungen reichen die Taktzahlen beider i5-Varianten vollkommen aus. Einen wirklichen Unterschied bei einer Gesamtbelastung aller Kerne wird erst bei extrem prozessorintensiven Anwendungen, wie beispielsweise das Rendern von Videos, spürbar. Für optimalen Spielgenuss sind 4 GHz für die Singlecore Belastung empfehlenswert. Der i5 und der i7 haben hier also keine Probleme und der geringe Unterschied zeigt sich auch nur in kleinsten FPS Abweichung ingame.
Hier ein kleiner Einblick in die „k“ Modelle der beiden Intel CPU’s:
Auch die vom Haus aus geboostete K-Reihe der Intel Prozessoren weist keine signifikaten Unterschiede auf. Das der i7-8700k eine Taktfrequenz von bis zu 4,70 GHz erreicht, ist zwar beeindruckend, jedoch fürs Gaming im Moment und für die nächsten Jahre unrelevant. Wie bereits erwähnt, reicht eine Taktrate zwischen 3,00 GHz und 4,00 GHz für alle gängigen Spiele aus, zumal diese beiden CPU im Turbomodus mehr als genug Leistung bringen.
Im Vergleich fällt auf, dass die „k“ Modelle Übertaktbar sind. Das „k“ weist dabei auf den sogenannten freien Multiplikator hin, was bedeutet, dass die Prozessoren, theoretisch, ins unendliche Übertaktet werden können. Zudem sind die Prozessoren bereits von Haus aus so weit übertaktet, dass die Standardkühler von Intel den Prozessor in annehmbaren Temperaturbereichen halten. Hinweis: Wer eine der beiden CPU‘s noch weiter Übertakten will, sollte sich zwingend Gedanken über eine bessere Kühlung machen.
Was sind Threads und was bedeutet "Hyperthreading"?
Die Idee hinter Hyperthreading stammt eigentlich aus dem Serverbereich, da hier oft Systeme mit mehr als einem Prozessor arbeiten. Da jede CPU mit einer anderen Aufgabe ausgelastet werden kann, ist es bei einem Quad-Core-Prozessor also möglich bis zu vier Aufgaben gleichzeitig zu verarbeiten. Die oben vorgestellten Six-Core-CPU‘s können also bis zu sechs Anwendungen bzw. Threads gleichzeitig bearbeiten. Mit dem Hyperthreading existiert neben dem greifbaren, echten Prozessor noch ein virtueller Prozessor. Dadurch kann ein Thread geteilt und somit die Ausführungsressourcen besser genutzt werden.
Ist Hyperthreading ein muss für Gamer?
Absolut nicht! Die meisten Spiele von heute schöpfen das Potenzial der Mehrkernprozessoren nicht aus, da sich die Programmierung in der Regel auf die Single-Core-belastung konzentriert. Auch neuere und angekündigte Titel arbeiten meist mit Single-Core belastenden Algorithmen und Engines. Lediglich die noch unausgereifte DirectX 12 Schnittstelle könnte die Prozessoren auf mehr Kernen erheblich belasten, allerdings wäre das eher ein Thema für aktuelle Grafikkarten.
Wann merke ich einen spürbaren Unterschied für eine höhere Taktrate und mehrere Threads bzw. im Hyperthread-Modus? Viele User verwechseln gerne Threads mit Tabs. Auch wenn 10000 Tabs in Chrome geöffnet sind, ist es nur ein Thread, der wirklich abgearbeitet wird. Ein spürbarer Unterschied wird erst bei einer Verwendung von äußerst Prozessor lastigen Anwendungen wie beispielsweise Videobearbeitung, hochkomplexe Programmierungen und Simulationssoftware bemerkbar. Ein CAD-Programm kann zum Beispiel einen i3 und einen i5 durchaus ans Limit bringen. Für uns Gamer ist das jedoch nicht von Relevanz.
Hier ein kurzer Vergleich der letzten und aktuellen Generation für i5 CPU’s
Unterschiede finden sich in der Taktrate und der Anzahl an verfügbaren Kernen. Überraschenderweise verfügt der Kaby Lake eine höhere Taktfrequenz und einen etwas höheren Turboboost auf allen Kernen als die Coffee-Lake-Generation. Daraus lässt sich schließen, dass selbst Prozessoren der 2016 Baureihe noch mehr als genug Leistung für aktuelle und angekündigte Spieletitel aufbringen. Ein Upgrade wäre also nicht wirklich spürbar.
Vollständigkeitshalber ein Vergleich für den i7:
Wieder wird eine etwas höhere Taktrate und ein Unterschied im Turboboost zu Gunsten der Coffee-Lake-Reihe erkannt. Die Unterschiede sind nicht der Rede wert und auch der Kaby Lake eignet sich noch immer für alle aktuellen und angekündigten Spieletitel ohne Bedenken.
Worin sticht der i7 den i5 aus, wenn nicht bei Spielen? Der Fokus des i7 liegt in der Verwendung in Workstation und extrem CPU belastenden Anwendungen wie hochkomplexe Programmierung, Simulationen und Videokodierung bzw. -bearbeitung. In allen anderen Bereichen, also Homeoffice, Zocken, hier und da im Internet surfen usw. gibt es keine spürbaren Unterschiede in der Alltagsnutzung.
Zusammenfassung:
Der Intel i5 eignet sich besonders gut für Mid-Range Systeme und angrenzende High-End Systeme. Fürs Zocken, egal ob Hardcore oder Casual, reicht die Power der i5-Prozessoren dieser und letzter Generation, zumindest auf dem Datenblatt, mehr als aus.
Die i7-Reihe ist erst in High-End Systemen sinnvoll, die als Workstations oder für extrem belastende Anwendungen wie Videobearbeitung verwendet werden. Alles Weitere ist, meiner Meinung nach, eine Überinvestition und nach dem Motto „auf Nummer sicher“ gekauft.
Das Bottlenecking
Bevor wir über die Performance bei Games sprechen, muss ein weiterer Begriff, das Bottlenecking, erläutert werden. Auch hier gibt es Mythen und Märchen, sodass man denken könnte die Gebrüder Grimm hätten sie geschrieben.
Zu Deutsch bedeutet das Wort „Bottleneck“ Flaschenhals. Dies ist eine äußerst gute bildliche Darstellung des gesamten Szenarios. Beim Bottlenecking entsteht sozusagen ein Engpass beim Transport von Daten. Dieser Engpass kann, die Betonung liegt auf kann, einen maßgeblichen Einfluss auf die Spieleleistung der Grafikkarte haben. Die CPU und GPU arbeiten zusammen, wobei die CPU als eine Art Vorgesetzter angesehen werden kann, der jegliche Aufgaben an die GPU delegiert und ihr immer sagt wann und was zu kodieren und zu rendern ist. Hat die Grafikkarte wesentlich mehr Leistung als die CPU, also beispielsweise eine 1080 Ti mit einem Intel i3 kombiniert, kommt der Prozessor mit der Arbeitsverteilung nicht mehr hinterher und das gesamte System leidet darunter. Viele Gamer und Halbwissende meinen, dass bereits ein Intel i5-8400 für Bottlenecking einer 1080 Ti sorgen kann, was auch soweit stimmt. Nur befinden wir uns hier in einem Rahmen von ca. 1% bis 3%, wovon im Spiel und auch sonst nichts zu merken ist. Ein wirkliches Problem gibt es wie gesagt nur dann, wenn wirklich alte und leistungsschwache CPUs mit extrem leistungsstarken GPUs kombiniert werden. Der Datenstrom läuft nicht sauber durch und es „ruckelt“ im Spiel.
Die letzte und aktuelle Generation von Intel Prozessoren der i5 und i7 Reihe hat keinerlei Probleme mit Bottlenecking. Auch die Kombi einer 1080 Ti, die im Moment die leistungsstärkste Grafikkarte am Markt ist, und einem i5-7600 bringt kein spürbares Bottlenecking zustande. Hier brauchen Gamer also keinerlei sorgen haben, denn das Thema wird oftmals überhitzt ausdiskutiert. Die Kombination eines i7-8700k mit einer 1070 Ti macht aber unseres Erachtens nach keinen Sinn, da die Leistung des i7 nicht annährend ausgeschöpft wird und die Grafikkarte die schnellen Befehlsketten und Daten sowieso nicht in der benötigten Geschwindigkeit bearbeiten kann. Kurz: Es wäre Geldverschwendung.
Performance
Für den Performance Check nutzen wir Benchmarks und begründen unsere Aussagen mit aktuellen FPS Checks. Alle aufgezeigten Spiele wurden mit dem folgenden System getestet:
Grafikkarte: | Geforce 1080 Ti |
RAM: | 16 GB DDR4 im Dual-Channel mit 2.933 MHz |
Betriebssystem: | Windows 10 |
Auflösungen | Full HD (1920 x 1080) mit hohen Details |
Grafikschnittstelle: | DirectX 11 |
Prozessoren |
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Die FPS Unterschiede zwischen den einzelnen Prozessoren:
Selbstverständlich haben wir nur anspruchsvolle und möglichst aktuelle Titel unter die Lupe genommen. Für Games wie World of Warcraft, League of Legends, Fortnite oder CS:GO ist kein Benchmark notwendig um festzustellen, ob die Prozessoren den Games gewachsen sind. Für diese Games wird sicherlich kein hochleistungs-CPU benötigt.
Was lesen wir aus den Benchmarks? Der Intel i5-8600k sticht aus der Masse heraus und reiht sich immer nur knapp hinter dem aktuellen i7 Topmodell ein. Eine beachtliche Leistung, beachtet man die sonstigen Unterschiede der beiden CPU-Reihen. Besonders der i5-8400 macht eine bemerkenswert gute Figur und hängt sogar den Kaby Lake i7-7700k in jedem Game ab!
Was sagt das Preis-Leistungsverhältnis?
Betrachten wir die Ergebnisse nüchtern, wird schnell klar, dass der Coffee-Lake i5-8400 ein wahres Preis-Leistung-Wunder ist. Beachtliche FPS Zahlen und dabei zwischen 60 und 160 Euro günstiger als die „Premium“ Modelle von Intel. Wer einen reinen Budget CPU möchte, der auch noch performt, kann auf den aktuellen i5-8400 unmöglich verzichten. Anspruchsvolle Zocker, die auch mal eine Übertaktung in Erwägung ziehen, sollten sich für die „k“ Modelle, den i5-8600k oder den i7-8700k entscheiden, wobei der Kauf des i7 wirklich nur für anspruchsvolle Multitasking und CPU belastende Anwendungen empfohlen werden kann.
Gibt es eine weitere Möglichkeit neben dem Übertakten die Leistung einer CPU zu verbessern?
Ja, die gibt es. Einige CPU’s verfügen von Haus aus über eine Art „Drosselung“. In der Computersprache bezeichnet man eine gedrosselte CPU als „geparkt“. Mit einem einfachen Tool können die einzelnen Kerne per Klick „unparked“ werden. Dadurch wird der Prozessor gezwungen jeden Kern zu verwenden und nicht auf die extra Leistung zu verzichten. Sinnvoll ist das Parken eines Kerns nur dann, wenn sparsam gearbeitet wird, also beispielsweise im Homeoffice. Dadurch entsteht ein kleinerer Energieverbrauch und die Stromkosten werden passiv gesenkt. In der Regel erkennt die CPU eine belastende Anwendung und „unparked“ die Kerne von selbst. Hin und wieder kommt es jedoch vor, dass dies nicht der Fall ist.
Fazit: i5 oder i7 Gaming?
Grundsätzlich entscheidet jeder für sich selbst welche CPU er in sein System einbauen möchte. Ratgeber wie dieser, sollen möglichst viele Informationen an den potenziellen Kunden weitergeben und die Entscheidung erleichtern. Deshalb haben wir in unserem Fazit noch einmal die Stärken und Schwächen der vorgestellten Prozessoren zusammengefasst.
Prozessor | Stärken | Schwächen |
---|---|---|
I7 – 8th Generation (Coffee Lake) | •Multi-Threading | •Teuer |
I5 – 8th Generation (Coffee Lake) | •Hohe Taktraten | •Schwächelt bei Multi-Threading |
I7 & i5 – 7th Generation (Kaby-Lake) | •Günstiges Upgrade für alte Systeme | •Nutzung des alten Chipsatzes für Mainboards |
Wenn eure Absicht darin besteht zu Zocken, dann ist die Wahl eines Intel Core i7 nicht sinnvoll und nicht zu empfehlen. Der Preis-Leistungssieger, der Intel Core i5-8400, reicht für alles, wenn es in Richtung Gaming geht. Auch das Upgrade von der 7ten Generation auf die aktuellen Coffee-Lake Chipsätze wird die Performance in Spielen nur minimal anheben und ist eigentlich nicht der Rede wert. Außerdem braucht Ihr für die 8th-Generation ein neues Mainboard mit neuem Z370 Chipsatz, was wiederum eine weitere Investition darstellt.